Mixing für Fortgeschrittene

Mixing bezeichnet den Prozess, bei dem aufgenommene Tonspuren zusammengemischt werden. Dieser Prozess kann zu einer diffizilen Angelegenheit werden, denn der Sound soll schließlich optimal klingen. Welche wichtigen Schritte, Effekte und Besonderheiten man als Sound-Mischer in Angriff nehmen muss, wird hier vorgestellt.

Von der Kunst der Soundmischung - Fehler beim Mischen vermeiden

Die Grundlagen

Equalization, Kompression und Hall-Effekte werden eingesetzt und führen zu dem Ziel, das Beste aus den einzelnen Aufnahmespuren herauszuholen. Lautstärken werden angeglichen, Positionen einer Spur innerhalb des Stereobildes gesetzt und gegebenenfalls auch Audioeffekte wie Chorus, Hall und Delay angewendet. Alle Spuren sollten in optimalem Verhältnis zueinander stehen. Der Mixdown ist die Ausgabe einer mehrspurigen Spur und ist der letzte Schritt vor dem Mastering. Empfohlene Mixing Softwares sind der Digital Audio Workstations (DAWs) sind Cakewalk SONAR, Adobe Audition, Logic, Cubase, Pro Tools, Bitwig, Ableton Live, FL Studio 11, Reaper und Studio One 3.

Der Mischer und die Band

Ein sauberer Soundcheck ist wichtig. Bei einer Band kommt es auf das Gesamtbild es Klangs an. Einzelne Instrumente sollten nicht hervorgehoben werden, sodass der Sound ausgewogen klingt. Lediglich bei Soli dürfen die Kanäle etwas angehoben werden. Als Band sollte man außerdem zunächst seinen Sound definieren, damit bei der Live-Performance gemeinsam mit dem Tontechniker das Beste aus dem Klang herausgeholt werden kann. Wer seinen Tontechniker kennt, ist klar im Vorteil, doch wenn bei einer Veranstaltung fremde Tontechniker mischen, sollten vorher grundlegende Parameter geklärt werden. Im Idealfall wird vorher einmal gemeinsam geprobt. Der Mix sollte ideal auf das Mastering vorbereiten. Dafür ist es vorab nötig, den Sound im Kopf zu haben.

Wie soll der Song klingen? Ein Referenz-Song kann manchmal helfen, doch man sollte sich zunächst nicht von dessen hoher Qualität abschrecken lassen. Während des Abhörens Notizen zu machen ist ebenfalls sinnvoll, denn wenn man mitten im Abhörprozess mit der Korrektur beginnt, unterbricht man den Flow unnötig und erhält nicht das erwünschte Ergebnis, sodass man wieder von vorn beginnen muss. Die Bearbeitungsreihenfolge ist wie beim Korrigieren eines Textes: lesen, notieren, korrigieren und umschreiben. Ein Band-Rider oder Stage-Rider verschafft einen Überblick über das benötigte Equipment und kann eventuell Schwachstellen aufzeigen, die es auszugleichen gilt.

Vor den Aufnahmen

Das Songarrangement ist natürlich auch wichtig. Welche Passagen in einer bestimmten dunklen oder hellen Stimmung gespielt werden sollen, bestimmen den gesamten Klang. Fehlen diese besonderen Betonungen durch eine mangelhafte Abmischung, wird der Sound verfälscht. Um das zu verhindern, ist ebenfalls eine Absprache mit dem Tontechniker wichtig. Darüber hinaus sollte die Band ihren Gesamtsound aufräumen. Um einen Einheitsbrei zu verhindern und alle Instrumente deutlich hören zu können, sollte jedes Instrument so leise wie möglich eingestellt werden. Feinjustieren folgt im Anschluss. Ein Dreh am Mitten-Regler kann beispielsweise die Rhythmusgitarre verstärken.

Möchte man eine zweite Gitarre in den tiefen und hohen Frequenzbereichen verstärken, entsteht ein rundes Gesamtbild, weil der Sound auf beide Gitarren verteilt wird. Außerdem ist das Genre der Band von Bedeutung. Bei einer Elektro-Produktion kann ein Basssound von 30 Hz sinnvoll sei, bei einer Rockband würde es hingegen zu unnötigem Brummen führen. Zwei gut platzierte Mikros im Probenraum können zum Test der Dynamik hilfreich sein, um die Aufnahmen und den eigenen Sound später besser auswerten zu können.

Die Auswahl der Mikrofone ist ebenfalls für den Klang entscheidend. Je nach Verstärker, Instrument und gewünschtem Klang können unterschiedliche Mikros hilfreich sein. Wenn man ein Schlagzeug abnimmt, eigenen sich beispielsweise Kondensatormikrophone für die Crash-Becken und das Ride-Becken.

Die Vorbereitung

Zunächst sollte man sich eine Schablone einrichten und die einzelnen Spuren benennen. Dazu gehören Schlagzeug, Bass, Orgel, Gitarre, vier leere Tonspuren zum Aufnehmen, ein Click-Track, ein vorverlegter Kopfhörer-Mix, der Hall-Return, Delay-Return und Chorus-Return. Weitere können je nach Song-Aufnahme hinzugefügt werden. Natürlich sollten sie verständlich beschriftet werden, damit auch nach längerer Bearbeitungspause alles übersichtlich ist und wiedergefunden wird. Auch ein Farbschema kann Übersicht verschaffen, bei denen die einzelnen Spuren unterschiedlich eingefärbt werden. Ein einfacher EQ und ein Plug-in zur Steuerung der Stereobreite, eine Reduzierung der Höhen und Bässe und eine Einengung der Stereobreite ist die Arbeitsreihenfolge.

Die Basics der Soundabmischung

Fader, EQ, Kompressor sind die Basics der Soundabmischung. Doch darüber hinaus gibt es viele weitere Tools, die hilfreich sein können. Das Ziel ist, einen ausgewogenen Gesamtsound herzustellen. Sidechain-Kompression, Multiband-Dynamics, dynamische Equalizer, Ducker, Basisverbreiterungen und M/S-Bearbeitungen sind weitere Werkzeuge, die sich anwenden lassen. Die Richtungen der Signale Links, Mitte und Rechts und auch vorne und hinten sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Beispielsweise eignet sich für den Gesangseffekt von vorne eine gute Einstellung der Tiefen. Nachhallprozessoren bieten zahlreiche Möglichkeiten, um diese gewünschten Effekte zu erzeugen. Doch Vorsicht: manchmal ist weniger auch mehr. Bei Studioaufnahmen sollte man im Zweifel  man immer mal wieder den Blick vom Bildschirm und den Spuren lenken und nur zuhören.

Panning und EQ

Panning hilft beim Kontrollieren der Breite des Mixes. Sie ist der Umfang des Stereofeldes von links nach rechts. Der Sound kann also mittig, rechts oder links gesetzt werden. Schwere und tiefe Sounds wie der Kick der Base-Drum und der Bass sollten im Zentrum stehen. EQ ist der Boost von den unterschiedlichen Frequenzen, aus denen sich der Sound zusammenfügt. Sie werden in Hertz (Hz) gemessen und in Höhen, Tiefen und Mitten unterteilt. Diese Bereiche nennen sich zusammengefasst Spektrum. Unterhalb befindet sich der Bass, Snares und Hi-Hats mit ihrem blechernen Sound mittig oder oberhalb. Dennoch hat jeder einzelne Sound jeweils hohe oder niedrige Frequenzen.

Korrektive EQ-Werkzeuge sind Hochpass- und Tiefpassfilter. Sie begrenzen das Signal und editieren, was nicht gehört werden soll. Beim formgebenden EQ muss man beachten, dass einzelne Spuren vielleicht nur in Kombination mit anderen Spuren gut klingen können. Es ist wie beim Schreiben eines Romans: nur in Interaktion mit anderen Figuren können einzelne Figuren wirken. Darüber hinaus gibt es zahlreiche EQ-Plugins. Mehrere EQs können ebenfalls angewendet werden, was sich beispielsweise für die Mischung beim Gesang hervorragend anbietet. Der technische EQ und ein Analyzer, Dynamic EQ, Multiband-Kompressor – all diese Werkzeuge können durch Ausprobieren und Tutorials effizient angewendet werden.

Dynamik und Kompressor

Dynamik ist der Abstand zwischen den lautesten und leisesten Elementen des Klangs, was auch Dynamikumfang genannt wird. Bei einem Snare-Schlag ist durch das schnelle Abklingen ein großer Umfang vorhanden, bei einem konstanten Orgelton ein geringer. Ein Kompressor reguliert den Dynamikumfang und bestimmt das Limit einer Frequenz. Leise Elemente werden geboostet, laute Frequenzen gedämpft. Dadurch wird der Klang ausbalanciert und ein ausgewogener Sound erzeugt. In Verbindung mit der Lautstärke, dem Gain, kann das beste Ergebnis erzielt werden. Mehrere Kompressoren können in einer Spur ebenso verwendet werden. Eine Gesangsspur sollte sich gegenüber einer Mehrzahl an instrumentalen Spuren durchsetzen. Stufenweise können moderat eingestellte Kompressoren zu einem sauberen Ergebnis führen. Bei der Parallelkompression  ist ein regelbarer Anteil der komprimierten Spur hörbar.

Auch ein Multiband-Kompressor bietet sich für die Gesangsspur an. Sollten Schwierigkeiten auftreten, bietet sich eine Aufteilung in mehrere Audiospuren an. Dabei können mithilfe des frequenzselektiven Multiband-Kompressors homogene Ergebnisse erzielt werden. Hall-Plug-ins sind für den Gesang ebenso sinnvoll. Dabei sollte auf Verständlichkeit, eine natürliche Tiefenstaffelung der Lautstärke, der Halllänge und des Frequenzverlaufs sowie Zischlaute geachtet werden. Hall kann in manchen Fällen auch insertiert werden. Wenn es dem Gesang beispielsweise an Lebendigkeit fehlt, können durch eine getrennte Regelung der Hallfahne, Early Reflections und der manuellen Einstellung des Wet/Dry-Reglers ein authentischer Klang erzeugt werden.

Der Bus

Mehrere Sounds fahren beim einsetzen eines Busses auf einer Spur, sodass sie alle auf einmal bearbeitet werden können. Bei einem Schlagzeug-Bus werden alle Schlagzeug-Sounds als eine Einheit bearbeitet. Der selbe Hall-Effekt auf all diesen Sounds erzeugt den Eindruck, dass sie in einem Raum sind. Ein Delay- oder Kompressions-Bus erzielt die selbe Wirkung. Beim Mix-Bus sollte die Gesamtbalance des Tracks zunächst geregelt werden, bevor die Kompression im Mix-Bus hinzugefügt wird. Einzelne Fades müssten eventuell als Folge der Busbearbeitung nachgeregelt werden, doch dieser Aufwand ist geringer, als wenn man beim Ausbalancieren des Kompressor-Pegels stets gestört wird. Ein Hintergrund-Bus kann Tiefenstaffelung erzeugen. Wenn man jedoch ein Drumset abmischt, sollte man darauf achten, nicht gegen den Bus zu mischen. Phasenprobleme sollten vermieden werden, die durch zeitliche Verzögerungen entstehen können. Im Bus ist ein EQ vorhanden. Daher sollten die Höhen in den EQs der einzelnen Kanäle nicht zusätzlich angehoben werden. So hilft ein Hintergrund-Bus in Projektstudios, weil die Aufnahme der Signale dort nacheinander erfolgt und dadurch eine künstliche Tiefe erzeugt wird.

Effekte

Hall und Delay sind zwei Effekte, die einen Raumeindruck verschaffen können. Ein kleiner Ambience- oder Room-Reverb unterstützt den Effekt zusätzlich. Er wird für die Sounds im Vordergrund verwendet. Ein Hi-Cut-Filter im Hall-Effekt kann für einen kurzen Raum weit geöffnet sein, denn er wird für Klänge genutzt, die in den Vordergrund gemischt werden sollen. Ein weiterer Hall-Effekt wird im Send programmiert, um eine größere Halle zu simulieren. Die Stereobreite wird leicht reduziert und der Hi-Cut-Filter niedriger angesetzt, sodass nun eine Tiefenwirkung entsteht. Eine Art Ping-Pong-Delay verstärkt den Eindruck, dass ein Signal vorne im Mix zu hören ist. In tiefen Frequenzbereichen ist ein Delay vorsichtig einzusetzen, da sie zu dick wirken können. Oberhalb der 100 Hz-Grenze können die meisten Effekt-Returns und ein zusätzliches LF-Shelving, der Kuhschwanzfilter, ein paar Oktaven abgesenkt werden. Delay-Effekte wie der dramatische BPM-Delay können im Stereopanorama verteilt werden.

Der Hall-Effekt

Tiefe im Mix entsteht, wenn ein Hall-Effekt eingesetzt wird. Natürlich klingende Halleffekte verbinden Klänge miteinander und verleihen ihnen Räumlichkeit. So wird ein zu viel und ein zu wenig vermieden. Unnatürliche Hall-Effekte wie Plattenhall, Federhall und abgedrehte algorithmische digitale Geräte verleihen ebenfalls interessante Dynamik. In niedrigen Lautstärken können helle Effekte betont hervortreten. Unauffällig wird der Hall, wenn die hohen Frequenzen im Return, den Effektrückwegen, herunter geregelt werden. Länge und Pegel beeinflussen sich gegenseitig. Jeder Return sollte darüber hinaus vor dem Abhören ein paar Sekunden abgeschaltet werden, sodass eine Gesamtbeurteilung aller Effekte besser ausfallen kann. Stärkere Kompression oder das Hinzufügen von Synthepads können den Hallbedarf in einem Mix verringern. Zum Tempo synchronisierte Delay-Effekte können auch einen Hall ersetzen. Ungewollte Härte wird vermieden, wenn das Verstärken im zwei bis fünf kHz-Bereich vermieden wird.

Der Gesang

Die Lautstärke des Gesangs sollte natürlich dem Playback ideal angepasst werden. Es empfiehlt sich, mit drei unterschiedlichen Volumenregler-Einstellungen zu experimentieren, die auf neun, zwölf und zwei Uhr sind. Profis empfehlen, beim Abhören im Raum umherzugehen, um dadurch das Verhältnis besser heraushören zu können. Der Lead Vocal sollte mittig positioniert sein. Gibt es mehrere Lead-Vocal, können sie im Stereopanorama leicht gegenüber positioniert werden und Solopassagen per Automation wieder mittig verlaufen. So erhalten die Sänger mehr Luft im Mix. Backing-Vocals können je nach Absicht der Wirkung positioniert werden. Effektartig, subtil oder plakativ sind hier mögliche Varianten. Für einen im Refrain auftretenden hervorgehobenen Effekt verteilt man die Spuren sehr breit im Panorama. Automation, Schere, Clip Gain oder ein Plug-in in Realtime oder destruktiv können Störgeräusche ebenso auf der Gesangsspur minimieren. Die Wellenform zeigt ebenfalls an, welche Stellen nachzubearbeiten sind.

Diverse Tipps und Tricks

Wenn man unterschiedliche Gitarren- und Keyboardsounds im Mix getrennt halten möchte, sollten sie bereits im Song-Arrangement nicht den gleichen Tonhöhenbereich bedienen. Akkordumkehrungen in den MIDI-Spuren können experimentell eingesetzt werden und auch Pitch-Shifting verschiebt Audio um einige Oktavlagen. Unauffällige Overdubs oder Samples können ebenso Spannung in das Arrangement bringen. Ein Hochpassfilter stellt sicher, dass Netzbrummen, Verkehrsgeräusche und störende Geräusche am Mikrophon nicht mit Bassparts kollidiert. Die Einzelsignale und auch die einzelne Spuren sollten außerdem isoliert abgehört werden.

Bandmaschinen-Emulationen können Verfärbungen und Obertöne regeln und einen authentischen Vintage-Sound oder Lo-Fi-Charakter erzeugen. Im Ausgang sollte während des Mixdowns kein Multi-Band Dynamikprozessor oder spezieller Loudness Maximizer benutzt werden. Zwar kann dieser als Teil einer eigenständigen Mastering-Phase hilfreich sein, aber die korrekte Bearbeitung der Pegelbalance, Kanalbearbeitung und Effekteinstellungen könnte gestört werden. Eine Checkliste zum Ende der Abmischung verhilft zu Klarheit. Sind noch störende Zischlaut zu hören? Was ist mit Plopp-Geräuschen? Perkussive Konsonanten und Schmatzer sollten ebenfalls minimiert sein.

Weitere interessante Informationen über Sound-Abmischung finden Sie auf den Seiten


Bildquelle: Hendrik B on Pexels