Das Cembalo und sein obertonreicher Klang

Das Cembalo ist ein Tasteninstrument mit seiner Blütezeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Sein heller, obertonreicher Klang charakterisiert das Cembalo. Bedeutende Komponisten sind Jacob Paix, Hans Leo Hassler, Pierre Attaignant, Willian Byrd, Claudio Merulo, Antonio Carreira und Peter Philips.

Exkurs: Obertöne und obertonreicher Klang

Was sind Obertöne?

Vom Barock bis in die Gegenwart

Die Historische Entwicklung

Die ursprüngliche Kurzform des Cembalos ist Clavicembalo. Verschiedene Bauformen rufen die Bezeichnung Zupfklavier hervor, obwohl Kielklavier und Kielinstrument passender wären. Kielflügel werden jene Cembalos genannt, deren flügelförmige Bauart weit verbreitet ist. Ähnliche Instrumente sind das Adiaphon, das Archicembalo, das Clavecin brisé, das Clavichord, das Clavinet, das Cymbal und das Hammerklavier. Die Cembalomusik des 20. Jahrhunderts wird beispielsweise durch Manuel de Falla in seinem Concerto für Cembalo und Orchester und Jean Françaix in seinem Concerto pour Clavecin et Ensemble Instrumental aus dem Jahr 1959 beschrieben. Eine Auswahl von deutschen Cembalobauern sind Hans Müller und Johann Maier. Elektronische Varianten des Cembalos sind in vielen Keyboards und E-Pianos vorhanden. Hermann Poll aus Wien schien der erste bekannte Cembalobauer gewesen zu sein. Nach seiner Beliebtheit ebbte das Interesse für das Cembalo ab, doch im  frühen 20. Jahrhundert wurde das Cembalo wiederentdeckt. Dies ging mit der Verbindung der Barockmusik einher. Wanda Landowska und Eta Harich-Schneider trugen durch ihr Spiel dazu bei.

Bauweise

Ein Lautenzug ist eine zuschaltbare Dämpfung und in die meisten Cembali integriert. Sie imitieren das Zupfen einer Laute. Nach der Barockzeit wurden Cembali auch mit Deckelschwellern gebaut, die durch ein Pedal geöffnet oder geschlossen werden konnten. Die Rastenbauweise zeigt einen nach unten geöffneten Corpus und verändert die Dynamik innerhalb eines Registers, weil die Stellung der Kiele die Saiten verändert und diese stärker oder schwächer angerissen werden. Hauptbauformen sind der Kielflügel, Virginal und Spinett. Beim Kielflügel befindet sich die Klaviatur der Mechanik an einem Ende der Saiten, die in der Verlängerung der Tasten verlaufen. Einmanualige Cembali haben nur eine Klaviatur und zwei unterschiedliche Register. Sie haben verschiedene Klangfarben, aber dieselbe Tonhöhe.

Achtfuß bezeichnet man die normale Tonlage. Unterschiedliche Anreißpunkte der Kiele erzeugen unterschiedliche Klänge. Ist der Anreißpunkt nah an der Mitte der Saite, so klingt der Ton voller und runder. Wird die Saite näher an der Taste angerissen, klingt der Ton silbriger und heller. Diese beiden Register können gekoppelt werden. Vierfuß bezeichnet man die Register, die eine Oktave höher als die 8'-Lage klingen. Zweimanualige Cembali verfügen über drei Saitenbezüge und wurden seit 1648 verwendet. Hierbei klingen zwei verschiedene 8'- und ein 4'-Register. Ein Lautenzug kam meistens hinzu. Ein viertes Regster in Sechzehnfußlage wurde bei sehr wenigen Cembai integriert. Das Nasalregister wurde auch Kornettzug oder Nasaltregister genannt und häufiger verwendet. Ein heller, spitzer und leicht näselnder Klang ist sein Charakteristika.

Das Virginal beschreibt den Saitenverlauf quer zu den Tasten und hat eine Gehäuseform, die  polygonal oder rechteckig mit der Tastatur an der Längsseite der Basssaiten ist. Sie haben nur ein Register und einen vollen, runden und glockigen Klang. Zentral oder links liegt die Tastatur. In Flandern gebaute Muselare integrieren ihre Tastatur weiter rechts. Die Tastatur des Spinetts liegt am Kielflügel an einem Ende der Saiten. Sie verlaufen schräg zur Richtung der Tasten. Das Instrument ist kleiner, weil die Saiten kürzer als beim Kielflügel sind. Besonders beliebt war dieses Instrument in England am Ende des 17. und im 18. Jahrhunderts.

Oktavcembali, Quartcembali und Transponiercembali sind besondere Bauformen. Sie wurden im 16. und 17. Jahrhundert nur in der 8-Fuß-Lage gebaut, sondern auch in anderen Tonlagen. So klingen die Töne alle eine Oktave höher. Beim Quartcembalo sind die sehr häufig gebauten Vier-Fuß-Instrumente in einer Quarte höher zu hören. Die Dicke der originalen Saiten und die Mensur des Instrumentes bestimmt die nicht immer leicht zu ermittelnde Tonlage. Es gibt auch Instrumente mit gebrochenen Obertasten. Das bedeutet, dass einige Obertasten für die Halbtöne nur auf einem Tastenteil bespielbar waren. Auf einem Ton war das Gis bespielbar und auf dem hinteren Teil der gleichen Taste das As. Diese Varianten wurden nur bis 1650 gebaut, weil das Interesse für chromatische und enharmonische Experimente abebbte und sich das Dur-Moll-System entwickelte, das praktikablerer Innovationen hervorbrachte.

Ein dreiteiliges, zusammenklappbares Reisecembalo wurde von Jean Maurius erfunden. Auch Kombinationen mit andren Instrumenten wurden gebaut. So entstand das Claviorganium als Kombination aus Orgelpositiv und Cembalo. Auch das Hammerklavier wurde mit dem Cembalo kombiniert und erzeugte eine Fusion aus zwei bespielbaren Registern. Aus einem hoch kanten Korpus ist das Clavicytherium gebaut. Die Saiten verlaufen senkrecht zu den Tasten und sparen dadurch Platz. Theeuwes, Maestre Enrique, Pedro Bayle, Benjamin Slade und Joseph Tisseran.

Die historische Kastenbauweise diente als Vorlage für die moderne Rastenbauweise. So ist das historische Instrument wie eine Laute oder Geige mit einem Resonanzkasten gebaut, der unten von einer dünnen Zargenplatte mit einem Resonanzboden versehen ist. Dieser schwingt. Spanplatten kamen bei anderen Konstruktionen zum Einsatz. Aus Messing wurden die Springer gebaut und Schrauben verstellten die Höhe. Metallrechen regulierten die Zungen und Register, Züge und Koppeln wurden über eine Serie von Pedalen gesteuert. Dadurch wogen die Instrumente sehr viel und klangen in den Obertönen nicht besonders gut.

Tonerzeugung

Mit einem kleineren Tonumfang als dem Klavier hat es ein Vier-Fuß-Register, das durch ein 16- und Zweifuß-Register erweitert werden kann. Nicht mit Hämmerchen, sondern mit Plektren – den Kielen – werden die Saiten angezupft. Die Kiele stecken in sogenannten Zungen, die in Springern mit Dockern montiert sind. Schlägt man die Taste an, bewegt sich der Springer aufwärts und der Kiel zupft die Saite an. Lässt man die Taste los, fällt der Springer zurück, sodass dank der beweglichen Zunge der Kiel an der Seite vorbeischaben kann.

Zur Dämpfung der Saite dient ein am Springer montiertes Filzfähnchen. Weil die Kiele verschleißen können, ist es möglich, sie auszutauschen und zu intonieren. Der Spieler muss die artikulatorische und agogische Gestaltung selbst übernehmen, weil der Tastendruck Ton und Lautstärke nicht beeinflussen kann. Messing, Metall oder Eisen ist das Material, aus denen die Saiten gefertigt sind. Messing klingt wärmer, dunkler und etwas lauter klingt, Eisen hingegen silbriger, heller und feiner. Messing dient dem Bassbereich, Eisen steht für die mittleren und hohen Lagen. Italienische Cembali werden häufig komplett mit Messingsaiten gebaut. Ein Cembalo kann ähnlich einer Orgel unterschiedliche Register haben und somit über aus- und einschaltbare Säte von Saiten verfügen, die Lautstärke und Klangfarbe verändern. Die Agogik und die Artikulation gestalten das Spiel eines Cembalisten.

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