Musikschulleiter werden - Einblicke in eine Musikschule

Wir haben Jörg Kanngießer, Leiter der Musikschule Kanngießer in Brackwede Bielefeld, um ein Interview gebeten. Er berichtet aus seinem Berufsleben als Leiter einer Musikschule. Jörg Kanngießer unterrichtet Schlagzeug, Blockflöte, orffsche Instrumente und Percussion. Außerdem coacht er Bands, Spielgruppen und leitet die musikalische Früherziehung.

Interview mit der Musikschule Kanngießer

Warum für ein Instrument entscheiden, wenn man mehr erlenen will?

"Da ich schon als Kind das aktive Musizieren verschiedener Instrumente erlernt habe und auch schulisch die Möglichkeit hatte, mich in künstlerischen und musischen Fächern weiter zu bilden, war das Interesse sehr groß, mich letztendlich beruflich in diese Richtung zu bewegen." So begann Jörg Kanngießer seinen musikalischen Werdegang mit seiner Früh-musikalischen Grundausbildung. Es folgten Akkordeon, Blockflöte, Melodica und Posaune.

Eine theoretische und praktische Vorbereitung im Fach Blockflöte an der Hochschule für Musik Nürnberg und ein Studium am Konservatorium der Musik in Speyer reihten sich in seine Reise ein, bevor er an das Hamburger Konservatorium wechselte. Während des Studiums übte er sich bereits in Unterrichtstätigkeiten an der Musikschule. Seinen Abschluss absolvierte er im Bereich Elementare Musikpädagogik (EMP). Verschiedene Lehrgänge an Fort- und Weiterbildungen an den Landesmusikakademien in Remscheid, Hammelburg und Rendsburg hielten ihn auf dem aktuellen Stand und förderten seine Kenntnisse.

Mit Musik Menschen jeden Alters näher zu bringen und zu vermitteln als Hauptmotivator

"Da ich den Weg der Elementaren Musikpädagogik eingeschlagen habe, ist für mich die Vielseitigkeit ein grundlegendes, positives Element an diesem Beruf", so Kanngießer. "Für mich ist mein Hauptinstrument die Blockflöte - ein Instrument, das alte wie neue Musik verbindet und in der Literatur viele Richtungen einschlägt. Schlagzeug, Percussion und Orffsche Instrumente sind ein Gegenpool zum erwähnten Melodieinstrument und bieten rhythmische Begleitung, aber auch interessante solistische Möglichkeiten."

Kinder auf spielerische Art und Weise an die Musik heranführen

Seine Motivation für die musikalische Früherziehung ist es, die Kinder auf spielerische Art und Weise an die Musik heranzuführen. "Die Vielfältigkeit der Fächer und Instrumente ist im Grunde sehr groß. Als negativ zu betrachten ist aber der durch das Schulsystem hervorgerufene, starke Rückgang bei der musikalischen Früherziehung und im Bereich des früh musikalischen Instrumentes Blockflöte. Besonders das Erlernen von traditionellen Kinderliedern und der volkstümlichen Musik wird hierdurch stark vernachlässigt. Doch die Blockflöte so wie auch alle Schlaginstrumente sind seit der Frühzeit in vielen Kulturen immer präsent gewesen. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich diese Instrumente in alle Richtungen bewegt.“

Solo oder lieber in der Gruppe?

Alle Instrumentalfächer können in der Gruppe oder solistisch unterrichtet werden. Das bietet die Möglichkeit, auch außerhalb des Unterrichts in jeglicher Form mit anderen Menschen zu musizieren.

"Der Vorteil aller Fächer ist, dass die Grundlagen sehr schnell zu erlernen sind und dieses ein schnelles Erfolgserlebnis hervorruft. Für die von mir unterrichteten Instrumente sind keine besonderen Fähigkeiten vorauszusetzen. Da sie auch als therapeutische Mittel eingesetzt werden können, gibt es keine Einschränkungen. Der Unterricht in der Gruppe hat den großen Vorteil, dass sich Kinder bis zu einem gewissen Alter gegenseitig motivieren. Keiner möchte der Schlechteste sein."

Beim Einzelunterricht bietet Vielfältigkeit die Grundlage zur Motivation. Eine gewisse Selbstdisziplin sollte aber vorhanden sein.

Noten und Literatur für den Musikunterricht

Das Angebot des Notenrepertoires ist unterschiedlich. Während bei der musikalischen Früherziehung sehr viel Eigeninitiative gefragt ist, bietet die Blockflöte ein sehr großes Repertoire. Von der Barockzeit bis hin zur Moderne, wie auch Bearbeitungen und Kompositionen im Bereich Pop, Unterhaltung und Jazz.

Auch das Notenangebot für Schlagzeug und Percussion ist übersichtlich, aber vielfältig.

Für die Orffschen Instrumenten gibt es viel Literatur, die an allgemeinbildenden Schulen eingesetzt wird. Besonders für alle Schlaginstrumente und für die musikalische Früherziehung muss man Ideenreichtum entwickeln und nicht nur nach Notenmaterial gehen.

Wie geht man mit speziellen Schülern um, die beispielsweise eingeschränkte Fähigkeiten haben oder nicht ausreichend motiviert sind?

"Spezielle Schüler sind sicherlich in Altersgruppen zu unterscheiden. Als Musiklehrer habe ich eine pädagogische Aufgabe und muss mich auf die Bedürfnisse des Schülers einlassen. Sollte ein jugendlicher Schüler im Unterricht unmotiviert sein, hat es nicht immer den Grund, das er keine Lust mehr auf das Instrument hat. Einfach mal über andere Dinge Quatschen. Bei jüngeren Schülern in der Gruppe suche ich das Gespräch mit den Eltern. Sollte ein Schüler langfristig unmotiviert sein, ist es für beide Seiten anstrengend. Entweder schlage ich einen Lehrerwechsel vor oder rate dem Schüler, sich selber darüber Gedanken zu machen, ob es sinnvoll ist, den Unterricht fortzusetzen."

Online-Musikunterricht als Alternative?

Zum Thema Online-Musikunterricht äußert er sich folgendermaßen: "Da ich mich selber noch nicht mit dem Thema Online-Musikunterricht beschäftigt habe, kann ich mir darüber kein Urteil erlauben. Grundsätzlich stehe ich diesem aber negativ gegenüber, da es keinen persönlichen Kontakt zwischen Lehrern und Schülern gibt. Sicherlich ist es bei einigen wenigen Instrumenten möglich, sich über das Internet Fähigkeiten anzueignen. Fundiertes Grundwissen kann so aber nicht vermittelt werden."

Musikschule Kanngießer Potrait

Bildquellen: Musikschule Kanngießer

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