Berufsportrait Musikpädagoge

Die Musikpädagogin Angela Rotzoll ist Musiklehrerin an einer Gesamtschule und stellt ihren Beruf vor. Die Musikpädagogik befasst sich mit dem Zusammenhang von Musik und Mensch in Aneignungs- und Vermittlungsprozessen. Perspektiven der Erziehung, der Bildung, des Lehrens, des Lernens und des Unterrichts spielen eine Rolle.

Interview mit der Musikpädagogin Angela Rotzoll

Der Wunsch nach Musik im Leben

„Ich bin in einer Nicht-Musiker-Familie aufgewachsen und habe bereits früh den Wunsch verspürt, mein Leben mit Musik zu gestalten. Im Alter von acht Jahren begann ich Blockflöte an der Musikschule zu spielen und im Kinderchor meiner Heimatstadt zu singen. Mit 14 Jahren wechselte ich dann zur Querflöte und sang weiter im Konzertchor. In der Oberstufe stellte sich bei mir der Wunsch ein, Lehrerin zu werden und dies, wenn möglich, mit meinem Hobby Musik zu verbinden. So begann ich mit 18 Jahren das Klavierspiel zu erlernen und nahm privat Gesangstunden, um ein Musikstudium an der Universität aufnehmen zu können.“

Der Arbeitsalltag

„Im Moment arbeite ich in Teilzeit, sodass ich oft erst zur dritten Stunde um 9.30 Uhr in der Schule sein muss. Circa 20-30 Minuten vor Unterrichtsbeginn komme ich an, sodass mir noch Zeit bleibt, Kopien oder Folien anzufertigen und mich auf den Unterricht einzustellen. Anschließend hole ich die jüngeren Klassen ab und gehe mit ihnen in die Musikräume beziehungsweise treffe die größeren Schülerinnen und Schüler dort an. Während des Unterrichts wird Musik gehört, fleißig gearbeitet, diskutiert und manchmal mit Instrumenten in der Klasse musiziert. In den Pausen bleibt oft wenig Zeit zum Ausruhen, da entweder der Musikraum fertig aufgeräumt werden muss wie Instrumente wegräumen, eine Aufsicht im Schulgebäude oder auf dem Schulhof zu führen ist, man ins andere Schulgebäude laufen muss oder Gespräche mit den Klassenlehrern zu führen sind, wenn Probleme mit einzelnen Schülern im Unterricht auftauchen. An ‚kurzen‘ Tagen komme ich gegen 14.00 oder 14.30 Uhr nach Hause, an ‚langen‘ Tagen gegen 16.30 Uhr. In den Freistunden versuche ich, so viel wie möglich an Unterricht für die nächsten Tage vorzubereiten, Notizen zur sonstigen Mitarbeit aller Schülerinnen und Schüler im Unterricht für die spätere Bewertung anzufertigen beziehungsweise Tests und Klassenarbeiten zu entwerfen und zu korrigieren. Was ich nicht schaffe, wird zu Hause erledigt – oft am Abend, sobald das Kind im Bett ist, oder an meinem freien Tag, denn ich arbeite derzeit in Teilzeit. Hin und wieder arbeite ich auch am Samstagvormittag oder in den Ferien für langfristige Unterrichtsplanungen.“

Die Ausbildungsmöglichkeiten

„Ich selbst habe Lehramt an Gymnasien studiert – 10 Semester für das Fach Musik – und mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen. Anschließend habe ich ein anderthalbjähriges Referendariat absolviert, um mit dem zweiten Staatsexamen die Berechtigung zum Lehren an Schulen zu erhalten. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, als Seiteneinsteiger in den Schuldienst einzutreten. Dafür benötigt man einen Hochschulabschluss und Berufserfahrung sowie eine positive Prognose über die Ausbildungsfähigkeit zu zwei Fächern im Schuldienst. Meistens absolvieren Seiteneinsteiger eine zweijährige Qualifizierung, ähnlich dem Referendariat, um dort die pädagogischen und didaktischen Grundlagen für das Unterrichten zu erwerben und mit einem Staatsexamen die Lehramtsbefähigung zu erhalten. Querflöte habe ich auch als Hauptfach im Studium belegt. Klavier und Gesang waren damit automatisch meine Pflicht-Nebenfächer für das Lehramtsstudium.“

Musikalische Vorkenntnisse

„Zum Musikstudium wird man nur zugelassen, wenn man entsprechende Eignungsprüfungen besteht. In der Regel bedeutet dies, dass Vorkenntnisse im Klavierspiel, in Gesang und Musiktheorie geprüft werden. Eine Zulassung zum Studium wird nur gewährleistet, wenn man ein bestimmtes Niveau an musikalischem Können vorweisen kann. Auch ein Seiteneinsteiger benötigt meines Wissens einen Nachweis, dass er zuvor in der Musikbranche gearbeitet, möglicherweise sogar, dass er eine musikalische Ausbildung absolviert hat. Musiklehrerinnen und -lehrer werden an allen Schulformen, also Grundschulen, Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien dringend gesucht. Musikalische Vorkenntnisse sind schwer in kurzer Zeit zu erwerben, das heißt, die Fähigkeiten mindestens ein Instrument zu spielen und Kenntnisse auf dem Klavier zu besitzen, sind unumgänglich und sollten bereits im Kinder- und Jugendalter erworben werden. Musiktheoretische Grundkenntnisse kann man sich mit etwas Fleiß auch relativ kurzfristig vor den sogenannten Eignungsprüfungen an der Universität aneignen. Das Niveau hängt dabei von den musikalischen Schwerpunkten der einzelnen Universitäten ab. Das Studium selbst kann dann viel Freude bereiten und ist mit Unterricht in den praktischen Fächern wie Flöte, Klavier, Gesang, Dirigieren, schulpraktisches Klavierbegleitspiel und so weiter neben Seminaren und Vorlesungen sehr abwechslungsreich. Als Musikpädagoge an einer Schule zu arbeiten, sollte auch die Freude fürs Unterrichten und den Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit sich bringen. Insbesondere an einer Gesamtschule haben die Schülerinnen und Schüler häufig keine Berührungspunkte mit klassischer Musik oder mit Instrumenten gehabt. Es bedarf einer Menge Geduld und kreativer Ideen, ihnen diese Musik nahezubringen, und ihnen Erfolge beim Musizieren mit zum Beispiel Boomwhakern, Keyboards oder Percussion zu ermöglichen.“

Angela Rotzoll Portraitbild

Bildquelle: Anne Hornemann

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