Besondere Blasinstrumente

Neben den populären, klassischen und gängigen Orchesterinstrumenten gibt es weitere Blasinstrumente, die gerne gespielt werden. Hier werden die Panflöte, das Alphorn, das Gemshorn, das Kazoo und die Melodica vorgestellt.

Bekannt, beliebt und dennoch speziell

Die Panflöte

Die Panflöte trägt ihren Namen vom griechischen Hirtengott Pan. Der Sage nach wollte er die Nymphe Syrinx heiraten, doch diese lehnte ihn ab und wurde von einer schürzenden Gottheit in ein Schilfrohr verwandelt. Pan schnitt aus diesem Rohr eine Panflöte und spielte sie später in einem Musikwettstreit gegen Apollo. Hirtenflöte, Syrinx oder Papagenopfeife sind weitere Bezeichnungen der Panflöte. Mozart-Freunde erkennen die Parallelen zu Mozarts Oper 'Die Zauberflöte'. Ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. wurde die Panflöte weltweit gebaut. Die siku aus Südamerika, die in der spanischen Wortherkunft auch zampoña genannt wird, wurde in den Anden gebaut. Ihre Röhrchen sind in einer oder mehreren geraden Reihen angeordnet und bilden das Pendant zu der leicht gebogenen Reihe, die in Rumänien als klar klingende nai gebaut wird. In Westgeorgien nennt sich die larchemi oder soinari als Panflöte für sechs in Reihen geordnete Röhren. Sie wird von Schäfern gespielt. Sechs bis neun Bambusröhrchen bilden die Grundlage der Thailändischen Panflöte.Verschiedene Tonlagen gibt es von der siku und der nai und ihr Sektrum reicht von der Piccolo-Panflöte über die Sopran-Stimmlage bis hin zur mannshohen Kontrabass-Panflöte aus. Alt-Panflöten sind üblicherweise 30 cm breit und 23 cm hoch. Anfänger sind mit der Tenor-Panflöte gut bedient. Die Pai Xiao ist eines der ältesten chinesischen Instrumente und wird in gerader oder gekrümmter Reihe aus endgeblasenen Volgelknochen gebaut. Rohrflöten-Ensembles in den Khiosan-Gruppen der südlichen Teile Afrikas werden als musikhistorisch bedeutsam eingestuft und seit 1497 immer wieder genannt. So blies jeder Musiker in eine oder mehrere unverbunden mit der Hand gehaltenen Einton-Rohrflöten. Heute wird die Eintonflöte namens hindewhu gespielt. Der Fotzhobel wurde im Alpenland um 1800 als speziell symmetrische Panflöte gebaut. Ihr Material entstammt aus einheimischem Schilf , doch in der Mitte des 19. Jahrhunderts verdrängte die moderne Mundharmonika den Fotzhobel, der sich auch Fozhobel oder Pfozhobel schreibt. Der Ton entsteht bei der Panflöte durch den Luftstrom, der auf eine scharfe Kante gelenkt und dort zugeschnitten wird. Man nennt sie auch die Schneidekte. Die Länge der schwingenden Luftsäule bestimmt die Tonhöhe. Unterschiedlich lange Röhren sind zu Reihen gebündelt und erzeugen so den Ton. Zwei bis drei Oktaven sind bei allen Flöten diatonisch in C-Dur oder G-Dur gestimmt.  Möchte man die Halbtöne spielen, kippt man die Panflöte um 45 Grad und schiebt die Unterlippe etwas weiter über die Öffnung des Röhrchens. Die Stimmung entsteht durch das Verschieben von passend eingesetzten Korkscheiben oder auch festgedrücktem Bienenwachs. Es gibt auch pentatonisch gestimmte Panflöten.

Die Melodica

Die Melodica ist ein bei den Kindern besonders beliebtes Harmonikainstrument. Vom Instrumentenhersteller Hohner gebaut wurde sie von anderen Firmen mit den Namen Mélodion, Pianicia oder Clavietta nachgebaut. Der Ton entsteht, indem der Luftstrom in eine Richtung hindurchgeführt wird. Man bläst in ein Mundstück, das an einen Schlauch montiert ist und drückt eine Taste. So wird ein Ventil zur Ton-Kanzelle geöffnet und der Luftstrom kann die dort sitzende Stimmzunge zum Schwingen anregen. Die Tasten sind wie bei einem Klavier angeordnet. Auf der Unterseite der Melodica ist ein Griff zu Halten montiert. Daneben ist die Wasserklappe als Ventil eingebaut, die das  Kondenswasser ablassen kann. Bands wir die britische Reggae-Gruppe UB40, die deutsche Band AnnenMayKantereit oder auch Frida Gold spielen die Melodica in ihren Songs. Jazzmusiker wie Don Cherry, Monty Alexander und Michail Alerin setzen dieses Instrument ebenso ein. Ähnliche Instrumente sind die Accordina, die Knöpfe statt Tasten verwendet. Die Triola ist als diatonisch gestimmtes Spielzueg und Anfängerinstrument ohne den kompletten Halbtonumfang der Melodca gebaut worden und die historische Harmonetta von Hohner hat sechseckige Knöpfe und Durhsclagzungen. Das ähnlich wie ein Saxophon aussehende Couesnophon gleicht in seiner Mechanik und seinem Klang ebenso der Melodica.

Das Alphorn

Das Alphorn ist als Blechblasinstrument aus Holz und selten auch aus Plexi gebaut. Es hat ein Kessel- oder Trichtermundstück, manchmal auch Kombinationen aus beidem. Die Rohrlänge ist nicht variabel und ist somit an die Töne der Naturtonreihe gebunden. Als Nationalsymbol der Schweiz wird es auch in Österreich oder Bayern gespielt. Holztrompeten ohne Fingerlöcher wurden in der Geschichte in den Karparten, in Polen, in Rumänien und in Ungarn gespielt. Sie heißen trembita, bazuna, bucium und fäkurt. In Skandinavien werden sie lur, in Peru pampa corneta und in Neuseeland pūkaeag egnannt.  Obwohl es aus Holz gefertigt wird, gehört da Alphorn zu den Blechblasinstrumenten. Ein Ton erreicht eine Reichweite von fünf bis zehn Kilometern. Die Sinfonia pastorella für Alphorn und Streicher wurde von Leopold Mozart komponiert und hat einen Tonumfang von nur vier Tönen. Ein Dreiklang aus dem vierten, fünften und sechsten Naturton und der darunterliegenden Quarte, dem dritten Ton, ist der Inhalt dieser Komposition. Sehr gut geübte Spieler können die ersten 16 Töne der Naturtonreihe erreichen. Die dissonant klingenden Töne werden selten verwendet, doch Verfechter dieses Instrumentes setzen sich manchmal auch bewusst als charakteristisches Merkmal ein. Den verarmten, musizierenden Hirten ist es gschuldet, dass im 18. Jahrhundert das Alphorn beinahe in Vergessenheit geriet. In der Romantik und der Folklore blühte die Begeisterung jedoch bald wieder auf und auch die Touristen der Schweizer Alpen erkannten den Charmes dieses Instrumentes als Nationalsymbol. Hirtenfeste wurden Unspunnenfeste genannt und fanden 1805 und 1808 statt. Ungefähr 1800 Alphornbläser fusionieren in der Schweiz zum Eidgenössischen Jodlerverband. Das Alphonfestival in Baad im Kleinwalsertal ist in Österreich ebenso beliebt bei Alphornfreunden. Das Alphorn wird aus Fichte hergestellt. In der Schweiz unterschiedet sich die Berner Form als größerer Bogen von der Luzerner oder Innerschweizer Form mit engerer Schallbecherkrümmung. Beide Hälften werden auf eine Wanddicke von sechs bis acht Millimeter ausgehöhlt und erzeugen somit eine Handarbeitszeit von 70 Stunden. Anschließend wird das Instrument mit Peddingrohr umwickelt. Früher wurden dafür auch Rindenblätter, Holzstreifen und Wurzeln verwendet. So wird das Horn vor Wettereinflüssen geschützt. Das hölzerne Mundstück dient als Mittel zur Tonerzeugung und ist für Blechblasinstrumente üblich. So liegt der Preis bei 1200 bis 3300 Euro. Das längste Alphorn der Welt ist 47 Meter lang und wurde als Weltrekord vom Alpenbauer Josef Stocker aus Kriens mit dem US-Amerikaner Peter Wutherich erstellt. Angeblich kann man dieses Horn nicht spielen, doch wenn nicht alle Teile beim Zusammenbauen verwendet werden und somit eine Länge von 14 Metern entsteht, lässt es sich als längstes bespielbares Alphorn einordnen. 64 Töne kann dieses Alphorn erzeugen. Glas- oder Kunststofffasern aus verstärktem Kunststoff und Acrylglas sind weitere Materialien, aus denen Alphörner heute gefertigt werden. Mit einem Gewicht von einem knappen Kilogramm kosten sie 2500 Euro. Sie klingen jedoch nicht so gut wie ein Holzhorn. Weiterentwicklungen mit Klappen oder einer Ventilmaschine versuchten, den Tonumfang auf eine diatonische Tonleiter oder eine chromatische Tonleiter zu erweitern. Auch in Orgeln findet man das Register 'Alphorn', sodass der spezielle Klang des Alphorns durch eine Orgelpfeife aus Holz imitiert werden kann. Die 'alpine Weltmusik' wird von Schweizer Protagonisten wie Hans Kennel, Eliana Burkiund Betty Legeler zelebriert. Die moderne Popmusik feuert das Alphorn ebenso. So spielt es der Schweizer Musiker Pepe Lienhard in seinem Song 'Swiss Lady' im Jahr 1977. Die Stimmungen des Alphorns sind Es, E F, Fis/Ges, G, Gis/As, B und C. Ihre Längen erstrecken sich dabei von 4,05 bis zu 2,45 Metern.

Die Cornamuse

Die Cornamuse ist ein Holzblasinstrument und hat eine zylindrisch gebohrte Röhre. Mit Doppelrohrblatt wird des gespielt. Die Luft tritt seitlich aus Löchern heraus und am Untere Ende der Röhre ist sie mit einem Deckel verschlossen, den man auch abmontieren kann. Ähnlich wie ein Krummhorn klingt dieses leise und zarte Instrument und hat den Tonumfang einer großen None. Sopran, Alt, Tenor, Bass und Großbass sind die Stimmlagen, die es vertritt. Im 15. Jahrhundert wurde sie in Europa entwickelt und verbreitete sich schnell, doch in der Renaissance- und Barockzeit nahm ihre Popularität ab.

Das Gemshorn

Im Mittelalter bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts spielte man diese Schnabelflöte. Sein Korpus wurde aus Tierhorn gefertigt und erste Abbildungen von Sebastian Virdung in seinem Werk 'Musica getuscht und außgezogen' aus dem Jahr 1511 zeigen, dass Kuhhorn das häufig verwendete Material war. Das Schnabelmundstück besteht aus Gips und ist mit Leder überzogen. So entsteht ein Windkanal. Es gibt auch Schnabel aus Holz. Es wird ähnlich wie eine Blockflöte gespielt , ist jedoch eine gedackte Peife. So können tiefere Blockflötenpartien sehr bequem gegriffen werden. Man kann mit dem Gemshorn jedoch nicht überblasen, sodass der Tonumfang nur eine Oktave beträgt. Spieltechniken wie Doppel-, Triple- und Flatterzunge sind dennoch möglich. 

Die Gralla

Die Gralla ist ein in der spanischen Volksmusik häufig gespieltes komisches Doppelrohrblattinstrumente. Es wird seit dem 19. Jahrhundert genauer bekannt und ist zwischen 34 cm ohne Klappen und 39 cm mit zwei bis acht Klappen lang. Früher wurde es meistens aus Buchsbaum gefertigt. Sechs Grifflöcher und ein Daumenloch, das zum Oktavieren benutzt wird, erzeugen die Töne. Um eine bessere Resonanz der tiefen Töne zu erlangen, wird das unterste Loch nicht gegriffen. Greift man die Gabelgriffe und deckt die Tonlöcher mit den Finger nur halb ab, ist es möglich, eine chromatische Tonleiter zwischen g und d' zu spielen. Möchte man tragende Töne spielen, muss man das große Doppelrohrblatt mit einer kräftigen Atemstütze spielen. Die Castells – traditionelle Menschenpyramiden – spielen die Gralla vor großem Publikum. Joa Bagés komponiert seit 2088 Stücke für dieses Instrument auf auf elektronische Art und Weise.

Der Zink

Der Zink gleicht in seiner Anblastechnik der einer Trompete. So wird der Ton durch das Anblasen des Kesselmundstücks bestehend aus Holz, Horn, Messing oder Elfenbein erzeugt. So gehört das Instrument zuu den Blechblasinstrumenten. Als eine Art Mischung aus Blockflöte und Trompete wird der Zink angesehen und ist ein Grifflochrohr. Die Naturtöne werden mit den Lippen erzeugt und die sechs bis sieben Grifflöcher verändern diesen Ton. Die saubere Intonation ist schwierig, weil wie bei anderen Grifflöchern der Ziehbereich sehr groß ist. Zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert war der Zink eines der wichtigsten Instrumente und kann die menschliche Stimme sehr gut imitieren. Über zwei Oktaven können mit ihm gespielt werden, also a bis d'''. Er wird aus einem konischen Rohr mit sieben Grifflöchern gebaut. Es gibt krumme Zinken, der Cornetto curvo, Zinken in normaler Sopranlage – Cornetto oder Chorzink – und auch den Cornettino , ein kleiner Zink mit einer Quint oder Quart höher klingenden Diskantzinken. Cornetto diritto ist der seltene gerade Zinken und der stille Zinken ist der Cornetto muto. Seit dem späten Mittelalter wird er auch in der Renaissance eingesetzt und wurde erst im 17. Jahrhundert durch die Violine verdrängt. Dennoch wurde er als Orchesterinstrument in der Romantik eingesetzt und erlangte in den späten 1970er Jahren neue Beliebtheit. Er ist jedoch sehr schwer zu spielen, weil Intonation und Ansatz sehr viele Jahre trainiert werden müssen. Außerdem ist das Lehrangebot gering. Bekannte Zinkisten sind Jean-Peirre Canihac, Gebhard David, Lene Langballe und Anna Schall.

Die Rauschpfeife

Die Rauschpfeife ist ein Holzblasinstrument mit Doppelrohrblatt und Windkapsel. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde sie Rauschpfeife genannt, doch schon bald durch den Namen Schleierpfeife ersetzt. Die Windkapsel, die stärker konische Bohrung und die kürzere Baulänge sind Unterscheidungsmerkmale von der Renaissanceschalmei. Die Stimmlagen Sopranino, Sopran, Alt und Tenor sind in der c/f-Stimmung zu spielen. Sehr viel Luft benötigt die Bassrauschpfeife. Spielpfeifen der Mittelalterszene sind technische und optische Vorbilder, an denen sich die Bauweise der Rauschpfeifen orientiert und auch die offene deutsche Bauweise der Blockflötengriffe dient als Vorbild für die Herstellung von Rauschpfeifen. Die Naumburger Sammlung enthält die größeren Bauwerke aus den 1970er Jahren. Ihr Korpus ist halb so groß und sie haben ein rückseitig angebrachtes Austrittsloch für den Schall.

Das Kazoo

Das Kazoo ist als Membranophon eine Ansingtrommel, dessen Membran durch Ansprechen oder Ansingen in Schwingung versetzt wird und den Ton der eigenen Stimme verändern kann. So ist das Kazoo streng genommen kein Blasinstrument. Es ist zehn bis zwölf cm lang, leicht rechteckig und läuft zum Ende spitz zu. Das Röhrchen ist offen und unter dem runden, halboffenen Halter liegt eine Pergament- oder Fischhautmembran lose auf. Kunststoff ist das häufigste Material, aus denen Kazoos gebaut werden. So wird ein quäkender Klang erzeugt, denn Metall lässt das Instrument heller klingen. Holz erzeugt einen weichen und warmen Klang. Die Technik des Kamm-Blasens erzeugt einen saxophonähnlichen Klang.  Jazz- und Jug-Bands, aber auch Spasm-Bands nutzten dieses Instrument seit den 1920er Jahren. Es gab sogar Kazoo-Orchester, die es als Effektinstrument einsetzten.


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