Mittelaltermusik und die Mittelalterszene

Mittelalterliche Musik wird seit dem 9. Jahrhundert aufgeschrieben und ist bis etwa 1430 entstanden. Die Epochen sind die Zeit der Entstehung des gregorianischen Gesangs und dauerte bis etwa 1100. Ihre Musik ist vorwiegend einstimmig. Mehrstimmige Musik wurde mit der Bezeichnung Notre-Dame-Schule im 12. und 13. Jahrhundert gespielt. Ars nova und Trecento ist die dritte Epoche von etwa 1300 bis 1450 und differenziert unterschiedliche Stile in verschiedenen Ländern.


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Der Unterschied zwischen damals und heute

Der gregorianische Choral

Der liturgische Gesang ist einstimmig und begleitet. Er wird in lateinischer Sprache in römisch-katholischen Kirchen gesungen. Er war funktionaler Bestandteil der Liturgie von der Messe und dem Stundengebet. Dessen Melodien und Texte hießen Matutin, Laudes, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet und wurden im liturgischen Buch mit dem Namen Antiphonale zusammengestellt. Der gregorianische Choral wurde als Basis sakraler Musik dargestellt. In der karolingischen Zeit wurde er durch Melismen, Tropen, das Alleluja und Sequenzen erweitert. Erstmals trat die Mehrstimmigkeit in zweistimmiger Form mit dem Namen Musica enchiriadis auf. Weitere Begriffe entstanden. Diaphonie bedeutet Zusammenklang und das Organum ist das Musikinstrument.

Notenschrift und Minnegesang

Der Benediktinermönch Guido von Arezzo widmete sich der Notenschrift in Anlehnung an das griechische Alphabet, um die diatonische Tonleiter entstehen zu lassen. Eine weitere Tonschrift waren Neumen, die aus einer großen Zahl von Punkten, Strichen, Schnörkeln bestand. Der Minnesang wird Ars antiqua genannt und entstand circa 1100 bis 1300. Mehrstimmige Kompositionen gewannen an Bedeutung und zeichneten sich durch die Gattungen Organum und Conductus ab. Die Komponisten Léonin und Pérotin waren wichtige Vertreter der Notre-Dame-Schule und fixierten Rhythmus, Modalnotaion und die daraus resultierende Mensuralnotation. Der Minnegesang entwickelte sich in der höfischen Musik.

Die musikalische Weiterentwicklung

Instrumental- und Tanzmusik hatte bisher Priorität, doch die Förderung für Dicht- und Tonkunst führte bald zu Genossenschaften in Wien und Paris. Ende des 14. Jahrhunderts entfaltete sich die mehrstimmige Musik durch Guillaume Dufay, der Mitglied der päpstlichen Sängerkapelle war und mit der Lehre des Kontrapunktes und die Tonsetzerschule assoziiert wird. Kanon, Motetten anderer Kirchenkompositionen der niederländischen Schule und waren charakteristisch für die Weiterentwicklung der Mittelalter-Musik. Der Höhepunkt wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts erreicht. Das Streben nach ausdrucksvoller Tongestaltung und die Umschreibung der Noten zeichneten diese Zeit aus.

Studium der Mittelalter-Musik

Die Musik des Mittelalters kann als Vollzeitstudiengang belegt werden. In Basel bietet die Schola Cantorum Basiliensis dieses Studium an. Die Akademie Burg Fürsteneck bietet Fortbildungen und die Folkwang Universität der Künste in Essen bietet einen berufsbegleitenden Masterstudiengang an.

Die Musik der Mittelalterszene

Die Musik der Mittelalterszene ist ein eigenes Genre und entwickelte sich zusammen mit Mittelaltermärkten seit den späten 1980er Jahren. Es wird der Anspruch gestellt, die europäische Musik bis zum Jahr 1450 authentisch wiederzugeben und ihren Stil zu vertreten. Doch auf Märkten wird diese Authentizität nicht angestrebt. Es ist ein autonomes Genre. Folkloristische Instrumente wie Gesang, Saiteninstrumente, Harfen, Krummhörner, Schalmeien und Drehleiern, aber auch Davuls und Marktsackpfeifen wurden gespielt. Häufig wird diese Musik rockig interpretiert. Unterhaltungswert, künstlerische Freiheiten und Spaß stehen an erster Stelle.

Unterschiedliche Stilrichtungen

Zwei Hauptstilrichtungen beschreiben die Musik der Mittelalterszene. Der folkloristische Stil und der Dudelsack-Rock-Stil unterscheiden sich in ihrer Spielform. Die folkloristische Stilrichtung nimmt sich das romantische Bild des Mittelalters zum Vorbild und orientiert sich an Spielleuten, Märchen und Romanen der Zeit. Instrumentalmusik oder Gesangsstücke gehören zum Repertoire. Unterhaltender und heiterer Charakter gehören zur Grundstimmung. Ein- oder mehrstimmiger Gesang in teilweise abwechslungsreichen Arrangements und Nachbauten echter Instrumente der Renaissancemusik wie Drehleier, Nyckelharpa, Cister, Portativ und auch Gitarrenlauten gehören zu den typischen Instrumenten. Holzblasinstrumente wie Blockflöten, Doppelrohrblattinstrumente wie Krummhörner, Rauschpfeifen und Dudelsäcke sind ebenfalls aufzufinden. Rhythmische Begleitungen liefern Trommeln, Tamburine, Schellenkränze, Klappern und Fußschellen.

Die Lieder des folkloristischen Stils

Verschiedene Quellen unterschiedlicher Epochen sind das Liedmaterial. Carmina Burana (11.–12. Jahrhundert), Walther von der Vogelweide (ca. 1170–1228), Neidhart von Reuenthal (ca. 1210–1240), den Cantigas de Santa Maria (13. Jahrhundert) und Oswald von Wolkenstein (um 1377–1445) sind nennenswerte Komponisten. Darüber hinaus gibt es Renaissance-Stücke aus dem 14. bis zum 16. Jahrhundert und auch Texte aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Neukompositionen, überarbeitete Arrangements und Neutextungen erweitern das Liederrepertoire. Dur und Moll sind die gängigen Tonarten. Verständliche Texte in deutscher Sprache sind ebenso wichtig. Latein, die alten Sprachen des Spanischen, Französischen und Italienischen sind aber ebenso aufzufinden. Der Irish Folk wird in englischsprachiger Folklore gesungen. Als Unterhaltungskünstler treten die folkloristischen Mittelalter-Musiker in Kostümen auf.

Der Dudelsack-Rock-Stil

Der laute, melodieführende Dudelsack führte zu einer neuen Entwicklung in der DDR. Diese Stilrichtung hielt sich nicht an sein historisches Vorbild, sondern nannte den Dudelsack in seiner Szene Mittelaltersack, Marktsackpfeife oder Marktschwein. A-dorisch ist die Hauptstimmung dieses Stils. Lauter, direkter und harter Klang bilden die Basis, sodass wenige, weitere Instrumente eingesetzt werden. Er wird solistisch oder im Ensemble, polyphon oder zur Dopplung einer Solostimme gespielt. Die Kombination mit Balkanmelodien und orientalischen Vorlagen liefern das Liederrepertoire. Neukompositionen gehören ebenfalls dazu. Herrscht in der folkloristischen Mittelalter-Musik eher romantische Stimmung, konzentriert sich der Dudelsack-Rock-Stil auf das finstere Mittelalter. Dementsprechend wild ist auch die Kleidung der Interpreten und besteht meistens aus Leder-Lendenschurz, Fellhandschuhen und einem Kettenhemd.


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Bildquelle: Pixabay / pinkslinky