Musikbranche in der Coronakrise

Der Corona-Shutdown bedeutet für die Musikbranche erhebliche Verluste. Wird weniger öffentliche Musik gespielt, sinken die Einnahmen von Bands und Solomusikern. Honorare entfallen, Lehrer dürfen nicht wie gewohnt unterrichten und Verleiher können FoH, Bühnen- und Lichttechnikern und weiteren Gewerken keine Aufträge erteilen. Booking-Agenturen und Tourmanager sind ebenfalls betroffen. Es folgt ein Überblick über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Musikbranche.

Die leidende Musikindustrie

Betroffene Gewerke

Zunächst fallen die Bühnenkünstler in den Fokus der Leidtragenden in der Corona-Krise, doch Konzerthäuser, Veranstalter und Booking-Agenturen sind ebenso betroffen. Hinter dem Künstler selbst steht ein Team, das ohne Aufträge ebenso leidet. Bühnentechniker, Fahrzeugmieten für Bühnentechniker, Merchandising – all diese Parameter fallen nun aus. Die Vorlaufkosten für Veranstalter sind enorm, obwohl ein Nachholtermin innerhalb von einem Jahr gewährleistet werden sollte und Karten daher nicht erstattet werden müssen.

Für Bands sind Touren eine der wichtigsten Einnahmequellen. So bieten manche Musik-Gruppen nun Fan-Artikel, besondere Pressungen oder Musik-Downloads an. Live-Streams aus dem Probenraum ersetzen das Konzerterlebnis und rufen zu Spenden auf.

Der Ticketanbieter 'Eventim' prognostiziert den Konkurs von 50 Prozent der Veranstalter.

Weil Verlage keine Noten an Orchester und Opernhäuser liefern können, müssen sie ebenfalls auf Einnahmen verzichten.

Schaden in Milliardenhöhe

Der Schaden 5,5 Milliarden Euro beträgt bei einer Dauer von sechs Monaten. Konzert- und Tournee-Veranstalter gehören mit knapp 3,7 Milliarden Euro zu den Gewerken mit dem größten Verlust, doch auch Festivals verbüßen je nach Größe einen Schaden von 233 bis 451 Millionen Euro. Musikverlage und Urheber folgen mit 363 Millionen Euro, die Musikinstrumentenindustrie verbucht einen Schaden von 300 Millionen Euro.

Hilfe für Betroffene

So fordert der Verband unabhängiger Musikunternehmer (VUT) als Organisator für kleine Plattenfirmen, Vertriebe und Verlage ein Auffangprogramm. Die kulturelle Vielfalt in Deutschland sei bedroht und gefährde die Existenz der Musikschaffenden. Überbrückungskredite für Selbstständige und Hilfsfonds in Höhe von  3,9 Milliarden Euro für alle Gewerke in der Musikwirtschaft werden ebenso gefördert.

Ein Soforthilfepaket der Bundesregierung für kleinere Unternehmen, Solo-Selbstständige und Angehörige der freien Berufe soll die Not lindern, doch steuerliche Erleichterungen oder Kurzarbeitergeld helfe nur in Ausnahmefällen. Kredite seien ebenfalls keine Lösung, weil die Ausfälle meistens nicht nachgeholt werden können. Die Soforthilfen sollten die Betroffenen daher nicht dazu verpflichten, zurückzahlen zu müssen.

Das Hilfspaket der GEMA

Die GEMA schaltet sich ebenfalls mit einem Hilfspaket in Höhe von vierzig Millionen Euro ein.

Das zweistufige Notfallprogramm hilft in der ersten Stufe Komponisten und Textdichtern, die zugleich Performer sind und durch Absagen ihrer Veranstaltungen Verluste machen. Finanzielle Übergangshilfen bilden die zweite Stufe des Nothilfe-Programms der GEMA. Ausgefallene Veranstaltungen sollen von den Mitgliedern umgehend gemeldet werden und dadurch schneller bearbeitet werden können.

Forderungen des DMV

Der Maßnahmenkatalog des Deutschen Musikverleger-Verbandes e.V. (DMV) fordert rückwirkenden und anstehenden Aufschub von Steuern, Beiträgen, Abgaben und außerdem die „Möglichkeit der rückwirkenden Steuer- und Beitragsstundung zur Zahlungsunfähigkeit“ bei bisher noch nicht entrichteten Beiträgen. Bürgschaften für bestehende und neue Kredite sollen übernommen werden und die „Liquidität über zinsvergünstigte, unbürokratisch zu beantragende (Mikro-)Kredite“ sichergestellt werden. Weiterhin fordert der DMV Zuschüsse für finanzielle Soforthilfen, sodass Arbeitsplätze und Existenzen erhalten bleiben können. Soloselbstständige sollen zeitlich befristet in die Arbeitslosenversicherung aufgenommen werden und Krankenkassenbeiträge zur Erlassung der Nebenkosten anteilig übernommen werden.

Rettungsschirme der Bundesländer Deutschlands

Der Rettungsschirm der Bundesregierung beträgt bis zu 50 Milliarden Euro und ist in den einzelnen Bundesländern abgedeckt. In Baden-Württemberg gibt es Hilfe bei den Finanzämtern, der L-Bank und der Bürgschaftsbank, für Bayern ist das Wirtschaftsministerium zuständig und in Berlin hilft die Investitionsbank Berlin. Die Investitionsbank des Landes Brandenburg hilft Betroffenen in Brandenburg. Der Rettungsschirm Bremen wird von der Task Force der BAB-Förderbank abgedeckt und der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH. Hamburgs Firmenhilfe unterstützt Hamburger Künstler und die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen hilft in diesem Bundesland. Der Rettungsschirm Mecklenburg Vorpommern wird durch das Wirtschaftsministerium und der Gesellschaft für Struktur und Arbeitsmarktentwicklung Schwerin abgedeckt. In Niedersachsen, Nordrhein Westfalen und Sachsen Anhalt helfen das jeweilige Wirtschaftsministerium und im Saarland die Staatskanzlei. Die Sächsische Aufbaubank hilft den in Sachsen vertretenen Künstlern und in Schleswig-Holstein unterstützen die Bürgschaftsbank und die Förderbank IB.SH. Der Rettungsschirm Thüringen ist durch die Aufbaubank geregelt.

Verdienstmöglichkeiten für Musiker in der Corona-Krise

Obwohl ein echtes Live-Publikum in der Corona-Krise für den Musiker wegfällt, gibt es Möglichkeiten für einen Verdienst. Mit Online-Fanbindung kann durch auf Instagram, Facebook und YouTube gepostete Videos Reichweite erlangt werden. Informationen gibt es auf den jeweiligen Homepages. Spenden können über eigene Websites, Social Media Kanäle und Online Konzerte gesammelt werden. Streaming-Einnahmen können durch Digitalvertriebe, Spotify, Amazon und iTunes gefördert werden und auch der Verkauf von Merchandising via Internet erlangt einen Verdienst. Eine entsprechende Software gewährleistet die Studioarbeit als Musiker, wenn man sich auf den Seiten Soundbetter.com und Airigs.com registriert. Skype und WhatsApp ermöglichen den Musikunterricht online.

Weitere interessante Informationen über die Musikbranche in der Corona-Krise finden Sie auf folgenden Seiten:


Bildquelle: Kelly Sikkema / Unsplash